Thrakien - Ein Ort ungeahnten Reichtums

Thrakien, auch Thrazien oder Westthrakien genannt, ist eine geografische Region im Norden von Griechenland. Sie nimmt dabei den westlichen Teil der historischen Landschaft Thrakien ein. Thrakien grenzt im Norden an Bulgarien, im Westen an die griechische Region Makedonien, im Osten an die Türkei und im Süden an das Ägäische Meer. Administrativ ist die Region in die drei Regionalbezirke Xanthi, Rodopi und Evros mit der Insel Samothraki gegliedert. Das Gebiet hat eine Fläche von 8.578 km² und zählt 368.993 Einwohner. Die größten Städte sind Alexandroupolis, Komotini und Xanthi. Das Klima im Süden der Region, am Ägäischen Meer, ist eher mediterran, während es im Rodopi-Gebirge vor allem kontinental ist. Der Temperaturunterschied zwischen den Jahreszeiten ist in Thrakien wesentlich größer als auf dem Rest des griechischen Festlandes.

Die Landschaft Thrakiens hat einfach alles von dem Gebirge Rodopi auf dem Festland zu der Bergreihe Saos auf der Insel Samothraki. Außerdem beeindruckt sie mi den Flüssen Evros, Nestos und Arda, den Seen Vistonida und Ismarida sowie dem Evros-Flussdelta, welches ein international bedeutendes Feuchtgebiet ist. Des Weiteren gibt es fruchtbare Täler, üppige Wälder und endlose weiße Sandstrände. Vor allem der Vistonida-See und das Evros-Flussdelta sind beliebte Ausflugsziele für Ornithologen oder Reisende, die einfach gerne Vögel beobachten. Es gibt unter anderem verschiedene Reiherarten wie die Rohrdommel, Flamingos und Zwergscharben. Am Evros-Flussdelta leben weiterhin etwa 46 Fischarten, 7 Amphibien- und 21 Reptilienarten sowie über 40 verschiedene Säugetiere. Auf den oberen Höhenstufen der Gebirge wachsen vor allem Eichen, Zedern und Kastanien, während die niederen Ebenen von Sträuchern bedeckt werden. Auf Samothraki verbreitet der Wind zudem den Duft von Thymian, Oregano und anderen Kräutern.

Thrakien ist touristisch noch recht wenig erschlossen und somit noch ein echter Geheimtipp und das perfekte Ziel für Individualreisende. Die Region gehört zu einer der ältesten Kulturlandschaften Europas und hat eine sehr lange und bewegte Geschichte. Davon zeugen die unzähligen historischen Stätten, die jedoch kaum erforscht und leider noch wenig bekannt sind. Einige besonders sehenswerte archäologische Fundstellen umfassen die antiken griechischen, byzantinischen, mittelalterlichen und ottomanischen Monumente. Diese haben alle zum reichen kulturellen Erbe Thrakiens beigetragen und ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen ermöglicht. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören beispielsweise der Ort Maroneia mit dem antiken Theater, dem Heiligtum des Dionysos sowie die Archäologische Sammlung der Stadt. Des Weiteren findet man in dieser Region die Höhlen der Zyklopen (auch Höhlen von Maroneia), beeindruckende Höhlen mit prächtigen Stalagmiten und Stalaktiten, die laut einer regionalen Sage mit dem Zyklopen Polyphemus in Verbindung gebracht werden. Einige Highlights auf der Insel Samothraki sind der Tempel des Heron sowie der Berg Saos (auch Fengari = Mond), dem höchsten Berg in der Ägäis. Einer Legende nach soll der Meeresgott Poseidon von dessen Gipfel den Trojanischen Krieg beobachtet haben. Die Stadt Xanthi bietet eine Reihe von sehr interessanten Museen wie das Archäologische Museum und das Volkskundemuseum. Auch die Altstadt von Xanthi selbst wird oft als Freilichtmuseum bezeichnet. Nicht zu vergessen ist zudem das Tabakmuseum, welches die historische Bedeutung des Anbaus, der Verarbeitung und Verteilung des Tabaks in der Vergangenheit und in der Moderne darstellt. In Alexandroupolis überzeugt hingegen das Völkerkundemuseum von Thrakien, welches das reiche kulturelle Erbe dieser Region aufzeigt.

Thrakien hält für Reisende ein besonderes kulinarisches Erlebnis bereit. Vor allem die Küche der Region Xanthi ist einzigartig. Sie hat viele Einflüsse aus dem Raum Kleinasien. Besonders bekannt ist die Region für ihre Süßigkeiten wie karioka (süße Reisbällchen), saragli (gerolltes Baklava) und nougkas (Nugat). Eine besondere Gaumenfreude sind weiterhin die Gerichte pastourma (getrocknetes Kamelfleisch), kavourma (eine regionale Salami), sarma (Innereien von Lämmern mit Reis und Gewürzen), youfkades (eine Art Pasta) sowie chilopites (ebenfalls eine Art Pasta) und kebab. In den Küstengebieten überwiegt der Verzehr von frischem Fisch und Meeresfrüchten. Die Region Xanthi ist weiterhin sehr bekannt für ihre zahlreichen Tabakfelder und Lagerhallen. Die Plantagen wurden um 1912 von Bauarbeitern aus Epirus und Makedonien gebaut und sind heute nicht mehr aus Xanthi wegzudenken. Bereits seit 1991 findet in dieser Region immer Anfang Herbst das Altstadt-Festival statt. Es gibt Konzerte von berühmten nationalen und regionalen Künstlern, Theateraufführungen, Kunst- und Fotoausstellungen sowie Buchmessen und viele weitere Veranstaltungen.

In der Region Thrakien kommen Aktivurlauber total auf ihre Kosten. Die Flüsse laden zum Kanu- und Kajakfahren ein, während die Berge zum Wandern, Trekking, Klettern, Bergsteigen und Paraglidern verführen. Das Meer verlockt zum Tauchen, während man in den weiten Ebenen sehr gut Mountainbiken und Reiten kann. Wer sich jedoch lieber im Urlaub entspannen möchte, kann dies an einem der wunderschönen Strände, wie Agia Paraskevi, Makri und Dikella tun. Auf der Insel Samothraki sind besonders die Wasserfälle sehr beliebt und ziehen vor allem eine moderne Generation von Hippies an.

Thrakien erreicht man am besten mit dem Flugzeug über den Flughafen in Alexandroupolis (AXD) oder auch den Flughafen in Thessaloniki (SKG). Eine Anreise mit dem Auto ist möglich, dauert aber wesentlich länger und wird daher nur Reisenden empfohlen, die genug Zeit zur Verfügung haben.