Niederlande - Die Romantik der Windmühlen

Die Einheimischen nennen es Nederland oder Niederlande, bekannter und durch ein gezieltes Marketing verbreiteter ist oftmals die Bezeichnung Holland. Gemeint ist jedoch immer das gleiche. Die Niederlande liegen im nördlichen Teil Westeuropas und werden im Norden und Westen von der Nordsee umschlossen. Landesgrenzen gibt es im Süden zu Belgien und im Osten zu Deutschland. Das vergleichsweise kleine Land ist in zwölf Provinzen gegliedert. Im Osten befinden sich Flevoland, Gelderland und Overijssel, im Süden wiederum Zeeland, Nordbrabant und Limburg. Die westlichen Provinzen heißen Utrecht sowie Nord- und Südholland. Im Norden schließlich liegen Drenthe, Groningen und das Friesland. Des Weiteren verfügt das Königreich der Niederlande sowohl über die karibischen Länder Aruba, Curaçao und Sint Maarten als auch über die Inseln Bonaire, Sint Eustatius und Saba. Das europäische Festland liegt etwa zu einem Viertel der Fläche unter dem Meeresspiegel. Dies macht besondere Schutzmaßnahmen notwendig. Über 3000 Kilometer lange Deiche bewahren das Land vor allzu starken Sturmfluten. Das Klima der Niederlande ist überwiegend gemäßigt-maritim. Die Sommermonate sind eher kühl, die Winter dafür recht mild. Die Nordsee bringt das atlantische Klima mit sich, dementsprechend werden die Sommer in diesen Regionen etwas frischer. Je südlicher die Region, desto wärmer wird es. So fallen die Sommer im Süden an der Grenze zu Deutschland deutlich wärmer aus.

Die Niederlande ist zu einem sehr großen Teil von Flachland geprägt. Heideland, Nieder- und Hochmoore bilden das Panorama des Landes. Der höchste Punkt ist gerade einmal 322 Meter hoch, es handelt sich um den Vaalserberg von Limburg. Eindrucksvoll demonstriert die Nation den ewigen Kampf zwischen Wasser und Land. Einige Gebiete, darunter die Provinz Flevoland, konnten nur durch massive Landgewinnung dem Meer abgerungen werden. Dennoch sind etwa ein Fünftel des Festlandes mit Wasser bedeckt. Einen Großteil der Fläche nimmt das IJsselmeer ein. Hinter den grote rivieren (große Flüsse) verbergen sich die wichtigsten Flüsse der Niederlande. Gemeint sind der Rhein, die Maas und die Schelde. Das größte europäische Küstengezeitenmeer ist das niederländische Wattenmeer. Es ist Teil des Weltnaturerbes der UNESCO und gehört zu den friesischen Gewässern. Flüsse, Seen, Kanäle, Teiche und Grachten verbinden sich zu einem gigantischen Netz und werden so zu einem Paradies für Wassersportfans. Zu den bekanntesten Seen zählt das Sneekermeer. Insgesamt umfassen die 35 Seen der friesischen Seenplatte über 9300 Hektar. Natürlich bleiben erlesene Strände in diesem Landschaftsbild nicht aus. Die schönsten befinden sich in Zeeland oder in den Hügeln von Limburg. Die Niederlande verfügt über zahlreiche Nationalparks. Zu nennen wären Lauwersmeer und De Alde Feanen. Besonders eindrucksvoll ist zudem die Polderlandschaft von Zuid-Beveland. Grüne Äcker, hohe Deiche und Wassergräben können problemlos mit dem Rad erkundet werden. In den wenigen Waldgebieten tummeln sich Hasen, Rehe und auch der Fuchs. An der Nordsee fühlen sich vor allen die Seevögel wie Möwen und Seeschwalben wohl. Auf den Westfriesischen Inseln leben zudem Fischotter und Seehunde.

Die Niederlande ist reich an natürlicher Schönheit und besonderen Sehenswürdigkeiten. Höchsten Beliebtheitsgrad erlangt das hübsche Land vor allem wahrend der Blütesaison in den Frühlingsmonaten März und April. In dieser Zeit strömen unzählige Touristen nach Holland um die Millionen roter, pinker und violetter Tulpen in voller Pracht zu sehen. Gelbe Narzissen und rosa Hyazinthen tun es ihnen auf enormen Blumenfeldern gleich. Dieses spektakuläre Schauspiel ist ein Genuss für das Auge und bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Der größte Garten der Welt ist der Keukenhof, dessen Saison acht Wochen dauert (von Mitte März bis Mitte Mai). Ein weiteres Highlight ist der größte Nationalpark des Landes Hoge Veluwe. Die 55 km² können bequem mit einem der eintausend weißen Fahrräder erkundet werden, die der Park kostenlos zur Verfügung stellt. Zudem befindet sich mitten im Park das berühmte Kröger-Müller-Museum mit dem größten Skulpturengarten Europas. Auch das holländische Wattenmeer und Ameland auf den Westfriesischen Inseln sollte traditionell mit dem Rad besucht werden. In Maastricht befindet sich eine Sehenswürdigkeit ganz anderer Art. Über 20.000 Gänge bilden das Labyrinth der St.-Pietersberg-Grotten. In der Vergangenheit dienten sie zum Schutz während feindlicher Belagerungen. Heute können sie besichtigt und erkundet werden.

Das Land besitzt eine sehr alte Geschichte und eine lange Tradition. Im 17. Jahrhundert war der Einfluss und die Macht der Niederlande wahrscheinlich am größten. Immerhin bildeten sie eine der größten See- und Wirtschaftsmächte ihrer Zeit. Die Handelsposten der Niederlande waren weltweit ausgebaut. Auch die "neue Welt" konnte sich diesem Einfluss nicht entziehen, da es die Niederländer waren, welche die Siedlung Neu Amsterdam errichtet haben. Aus dieser wurde später bekanntlich das heutige New York - die wohl bedeutendste Stadt der USA. Heute sind die Niederlande eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung sind Niederländer, weitere acht Prozent setzen sich aus den westlichen Nationen wie Deutschland oder Belgien zusammen. Einige Bevölkerungsmitglieder stammen jedoch auch aus exotischeren Weltregionen wie Marokko, der Türkei oder dem afrikanischen Suriname. Religion spielt für die Niederländer eine eher untergeordnete Rolle. Knapp die Hälfte der Bevölkerung gibt an, konfessionslos zu sein. Der Tradition verpflichtet herrscht in den Niederlanden eine parlamentarische Monarchie mit König Willem-Alexander an der Spitze. Der Sitz der Regierung befindet sich in Den Haag. Die Niederländer gehören zum Bund der Benelux-Staaten. Als ehemals größte Seemacht haben sich die Niederländer ihr weltoffenes und tolerantes Gemüt bewahrt. Sie gelten als offenherzig und können sich durchaus auch mal über Autoritäten hinwegsetzen. Dennoch sind die Niederländer sehr nationalstolz und schätzen die kulturellen, wirtschaftlichen und technischen Errungenschaften ihres Landes sehr. Zu dem eindrucksvollsten Bauwerken gehört die Erasmusbrücke von Rotterdam.

"Randstad" heißt übersetzt soviel wie "städtisches Ballungsgebiet" und bezieht sich dabei auf die Kulturzentren Amsterdam, Den Haag und Rotterdam. Eine Vielzahl der bedeutendsten Kulturgüter des Landes befindet sich in Amsterdam. So mitunter das Anne-Frank-Haus, das Van-Gogh-Museum oder die Werke der alten Meister Rembrandt und Vermeer im Rijkmuseum. Generell ist Amsterdam ein beliebter Szenetreff und verknüpft dabei gekonnt die alten Traditionen und die Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts mit dem Backpacker-Flair seiner jungen Besucher. Kunst und Kultur sind hier allgegenwärtig. Selbst die historische Altstadt wirkt flippig und neu, wenn sie von den zahlreichen Besuchern mit dem Fahrrad erobert wird. In Den Haag befindet sich unmittelbar neben dem Regierungsgebäude das Museum Mauritshuis. Dort finden Besucher das eindrucksvolle königliche Gemäldekabinett. Zu den spektakulärsten Gebäuden des Landes zählt wohl ohne Frage das Groninger Museum in der gleichnamigen Stadt. Der italienische Architekt Alessandro Medini entwarf das imposante Gebäude und schuf somit einen Hort für die größten Werke der bildenden Kunst. Die älteste Stadt der Niederlande ist Maastricht. Ihre Geschichte reicht bis 50 Jahre v. Chr. zurück, zu welcher Zeit zunächst die Römer ihre Spuren hinterlassen haben. Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Maastrichts ist heute das zehn Kilometer lange Tunnelsystem. Absolute Hauptattraktion bleibt selbstverständlich der Ort Kinderdijk. Hier, in der Region Dordrecht, stehen die 19 Windmühlen in Reih und Glied. Bereits im 18. Jahrhundert wurden diese Wahrzeichen des Landes erbaut und sind heute der Höhepunkt einer jeden Hollandreise.

Hinter der zauberhaften Bezeichnung "Hollandse Nieuwe" verbirgt sich eine der Leibspeisen der Niederländer - Matjes mit Zwiebeln, eingelegten Gurken und einem Brötchen. Obwohl die wichtigste Mahlzeit das Abendessen ist, besitzt das Land, insbesondere Amsterdam, eine sehr ausgeprägte Cafészene. In den zahllosen Cafés von Amsterdam erhalten Gäste ihr "Kopje Koffie", das Tässchen Kaffee, in dem feierlichen Ambiente des Art-déco-Stils gereicht. Dazu gibt es leckeren Kuchen und Gebäck. Ein traditionell herzhaftes Gericht nennt sich "Boerenkoolstampot und Rookworst". Diese deftige Kost beinhaltet gestampften Grünkohl mit Kartoffeln und eine geräucherte Fleischwurst. Die Niederländer lieben Süßspeisen. International bekannt sind die Poffertjes, eine Art Minieierkuchen mit Puderzucker. Wer es eilig hat, der bestellt sich "Patat", also Pommes und die Durstigen bestellen ein kühles Bier. Die Niederlande verweisen nur zu gern auf ihre lange Bierbrautradition. Die beliebtesten Sorten sind das Grolsch, Amsel und das Heineken. Natürlich sollte jeder Hollandreisende den Käse probieren. Gouda, Leerdammer etc. sind zudem begehrte Mitbringsel. Das gleiche gilt für die typischen Holzschuhe - Klompen genannt - die Töpferkunst von Delft, den Likörschnaps Jenever oder die Salmiak-Bonbons "Dropjes". Ein wahres Einkaufsspektakel findet regelmäßig auf dem Käsemarkt von Alkmaar statt. Die gigantischen Käseleiber werden gewogen, gemessen und selbstverständlich auch verkostet. Ein weiteres Highlight ist der Blumenmarkt auf dem Singel-Kanal von Amsterdam. Die tausend Farben der Blüten fügen sich ideal in die Architektur der malerischen Stadt. Natürlich hat auch das Nachtleben einiges zu bieten. In jeder größeren Stadt gibt es eine ausgeprägte Partyszene. Die ganz Verwegenen trauen sich in das berühmt-berüchtigte Rotlichtviertel Walletjes in Amsterdam. Etwas gesitteter aber nicht minder unterhaltsam ist der berühmte Karneval von Maastricht im Februar.

Die Niederländer lieben ihr Rad und natürlich sollen auch die Besucher in diesen besonderen Genuss kommen. Ob in den Großstädten wie Amsterdam oder entlang der Deiche auf den Westfriesischen Inseln - das Fahrrad ist allgegenwärtig und zudem sehr praktisch. In den Sommermonaten werden die gut ausgebauten Strecken zudem von Inlineskatern genutzt. Vor allem in Domburg fühlen sich die Skater wohl. In einem Land, das derart von Wasser umgeben und durchdrungen ist, verwundert es kaum, dass sich die meisten Freizeitaktivitäten im und auf dem Wasser abspielen. Während einer Bootsrundfahrt kann die Region Hertogenbosch erkundet werden. Teilweise fahren die Schiffe sogar unter den Gebäuden hindurch. Zu dem Westfriesischen Inseln gelangen Besucher und Sportler während eines Segelturns oder mit der Yacht. Start- und Zielhafen ist vor allem der Hafen von Enkhuizen. Auf Friesland, dem Sneekermeer und vielen weiteren Gewässern ist der Wassersport sehr zu empfehlen. Segeln, Kiten, Bodyboarden ist in den Fluten der Nordsee problemlos möglich. Weniger geübte sollten jedoch die raue Küste meiden und stattdessen mit den großen Seen vorliebnehmen. Zum Baden und Sonnen laden vor allem die Strände von Domburg ein und im Nationalpark De Hoge Veluwe kommen Reitsportfreunde voll auf ihre Kosten. Ganz traditionell bleibt natürlich die Grachtenfahrt durch Amsterdam und Lisse. Für ein jüngeres Publikum lohnt sich auch das Inselhopping auf den verschiedenen Westfriesischen Inseln.

Die Niederlande werden vor allem zur Blütezeit in den Frühlingsmonaten März bis Mai sehr stark frequentiert. Wer es etwas ruhiger haben möchte, sollte lieber im Sommer oder Herbst reisen. In der Sommerzeit sind die Seen warm genug für einen Badeurlaub und für Wassersport. Obwohl das öffentliche Bild gerne etwas anderes suggeriert, sind auch in den Niederlanden alle Drogen verboten. 2011 beschloss die Regierung, dass in den Coffeeshops weiche Drogen wie Cannabis nur noch an volljährige Staatsbürger verkauft werden dürfe, jedoch nicht mehr an Ausländer.